Schulverweigerer- Projekt ABM

Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. (Afrikanisches Sprichwort)

Auf der Grundlage der Überzeugung der gemeinsamen Verantwortung für die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit umfassendem Hilfebedarf erstellten die Kooperationspartner ein Konzept zur „alternativen Beschulung und Betreuung“ im Raum Mittelsachsen.

Manche Kinder und Jugendliche sind unter den Bedingungen einer sächsischen Ober- oder Förderschule nur unzureichend in Bildungs- und Erziehungsprozesse einzubeziehen. Selbst Projekte wie das „80- Minuten- Modell“ der J.-G.-Fichte- Schule und den daraus resultierenden Ressourcen bringen nicht immer den gewünschten Erfolg bei der Entwicklung der Schüler.

Kinder und Jugendliche, die mit dem soziale Gefüge einer Schule überfordert sind, brauchen besondere Hilfe. Das Projekt „ABM“ soll sie dabei unterstützen.

 

Das Projekt beruht neben den eigenen Überlegungen und Ideen auf  Anregungen  aus Recherchen zu Alternativbeschulungen insbesondere in Sachsen. Genannt seien hier als Beispiel das Projekt „Produktives Lernen“, „LIFT“ (Erzgebirge), das Projekt für Grund- und Förderschüler in Mittweida (Heinrich- Hoffmann- Schule Erlau, KJP Mittweida, SBAC), das Projekt WERK-STATT-Schule Chemnitz und das auslaufende Projekt „2. Chance“. 

 

Für welche Schüler ist das Projekt konzipiert?

- „schulmüde“ Kinder und Jugendliche, die bereits mehrfach die Schulpflicht verletzten und in der Regel bereits Ordnungswidrigkeitsverfahren auferlegt bekamen und/ oder

- Kinder und Jugendliche mit passiver Schulverweigerung, die wegen unzureichenden Sozialkompetenzen oder durch psychische Störungen den Alltag einer Regelschule kaum meistern können- oft verbunden mit den Unterricht störenden Verhaltensweisen

 

In der Regel hatten die Sorgeberechtigten bereits Kontakt mit den Mitarbeitern des Jugendamtes. Auch eine psychiatrische Diagnostik wird in den meisten Fällen bereits erfolgt sein. Kinder und Jugendliche, die bereits ambulant oder stationär in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Mittweida oder Chemnitz behandelt wurden werden besonders beachtet.

 

Welcher Altersgruppe sollten die Schüler angehören?

Vorgesehen ist, Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren  aufzunehmen. Vornehmlich sollen die Schüler der Klassen 6 und 7 die Möglichkeit einer Aufnahme erhalten, da für diese Altersgruppe die Möglichkeit der Teilnahme am Projekt „Produktives Lernen“  in Döbeln und Chemnitz ausgeschlossen ist. 

 

Welchen Schulen können die Schüler angehören?

Alle Teilnehmer sind im Rahmen des Projektes der J.-G.-Fichte- Schule als „Stammschüler“ zugeordnet. Sie können vorher in Ober- und Förderschulen des Landkreises Mittelsachsen beschult worden sein.

 

Wie viele Teilnehmer sind vorgesehen?

Ausgegangen wird von einer maximalen Gruppenstärke von 8 Teilnehmern, abhängig von der Zusammensetzung der Gruppe (Alter, spezifische Defizite der Teilnehmer, Willen zur Mitarbeit) und der personellen Ausstattung des Projektes.

 

Welche Ziele verfolgt das Modell?

Schüler, die auf Grund von Schulverweigerung und bzw. massiver Verhaltensprobleme kurz- und mittelfristig nicht an einem geregelten Schulbetrieb teilnehmen, können durch die Teilnahme am Projekt ihre Schulpflicht erfüllen. Je nach Entwicklungsstand, Alter und Erfolgsprognose nehmen die Projektteilnehmer später wieder am Unterricht der Ursprungsschule teil oder werden in eine berufliche Ausbildungsmaßnahme eingegliedert. Die Schüler erhalten im Projekt eine neue Chance für ihre zukünftige Weiterentwicklung und werden zur Ausbildungsreife geführt.

 

Wie lange bleibt ein Schüler im Projekt?

Der Zeitraum der Teilnahme wird individuell auf die Person zugeschnitten. Die Aufnahme findet in der Regel zu Beginn eines Schuljahres oder Halbjahres statt. Mindesten ein Schulhalbjahr, in der Regel maximal 2 Schuljahre werden als Zeitrahmen vorgesehen.

 

Wie läuft eine typische Schulwoche ab?

Die Kinder und Jugendlichen werden in der Regel von 08:00 Uhr bis 14:00 Uhr  einem strukturierten Tagesablauf erfahren. Er beruht auf drei tragenden Säulen:

- Unterricht

- Praktische Tätigkeit

- Sozialarbeit

 

Unterricht: Der Unterricht wird fächerübergreifend, differenziert und praxisbezogen geplant. Er umfasst ein Wochensoll von 12 Unterrichtsstunden. Hauptbestandteile sind Inhalte aus den Bereichen Mathematik, Deutsch, Ethik, WTH, und Naturwissenschaften.

 

Praktische Tätigkeit: Die praktischen Tätigkeiten setzen sich aus zwei Komponenten zusammen: erstens der vorwiegend handwerklichen Arbeit in den Werkstätten des VfB (z.B. Holzbearbeitung, Malerarbeiten, Metallbearbeitung, Lehrküche, Gartenbau usw.) und zweitens aus Praktika in Betrieben – hier wird ein Mindestalter von 14 Jahren vorausgesetzt.

 

Sozialarbeit: Die Schüler erhalten eine intensive persönliche Unterstützung im sozialpädagogischen Bereich- in der Regel von 08:00 Uhr bis 14:00 Uhr. Die Sozialarbeit beinhaltet zudem eine intensive Elternarbeit.

 

Findet eine Heimunterbringung statt?

Je nach Wohnort und besonderen persönlichen Umständen ist eine Unterbringung in der Tages- Wohngruppe des VfB (Mittweida, Niedergasse) möglich, aber nicht zwingend notwendig. Voraussetzung für die Unterbringung ist grundsätzlich ein Antrag auf Hilfe zur Erziehung beim zuständigen Jugendamt.